Die Seele der Steine

14.10.2016

Haben Sie gewusst, dass Steine eine Seele haben? sehr menschenähnlich sind? Ich auch nicht - bis zu dem Tag, an dem ich an einem Seminar mit dem Titel "Trockensteinmauern bauen" teilnahm.
10 Teilnehmer trafen einer nach dem anderen in einem fremden Hof ein. Hier sollten wir eine Mauer aus Steinen errichten. "Mit so einem Material hab ich selbst noch nie gearbeitet" empfing uns die Seminarleiterin. Angesichts des auf einem großen Haufen liegenden Materials urde unser Tatendrang hart gebremst. Die Steine waren teilweise riesig, kantig und unförmig.
Nach kurzer theoretischer Einführung bildeten wir zwei Arbeitsgruppen und begannen Grundfeste auszustechen, Steine fürs Fundament auszuwählen. Des Öfteren klang mir der Vers von der Osterliturgie im Ohr: " Der Stein den die Bauherren verwarfen - er ist zum Ecksstein geworden." In der Realität unserer Steine gar nicht so leicht.Welcher Stein besitzt genügend Tragweite für die nächste Reihe? Wir er den in ihn gesetzten Ansprüchen genügen? Einer von uns hatte bald das Vokabel " Hoffnungsstein" erfunden und tatsächlich, wenn man einen Stein für eine bestimmte Stelle nicht geeignet findet, dann passt genau dieser Stein perfekt in eine andere Lücke.
Unsere Kursleiterin hielt uns dazu an, immer zu fühlen was der Stein macht, wenn man ihn mit anderen, die ihn unterstützen sollen in Verbindung bringt. Funktioniert die Verbindung? Oder benötigen die beiden noch "Hilfssteine"? Die entstandenen Hohlräume füllten wir mit "Lückbüßern". Die Festigkeit der Mauer wurde eigenartigerweise durch "Keiler" verbessert. Manch Stein wurde behauen um seine Form passender zu machen - selbst da eine sehr menschliche Reaktion: manche brachen auseinander und konnten nicht mehr gebraucht werden.
Und immer wieder in unserm Tun ein verächtlich weggeworfener Stein - und doch erfüllt jeder seinen Zweck am richtigen Platz. .... " und wunderbar ist er in unseren Augen!" Sehr stolz waren wir nach zwei Tagen Arbeit auf die für uns perfekt gestaltete Mauer.

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